Letzte Woche habe ich hier ein kleine Umfrage zum Thema „MännerStress“ gestartet. Die hierbei entscheidende Frage war: Zeigt sich männliche Stressbewältigung im Gesundheitsverhalten der Männer? Meine These dabei ist, dass Männer aufgrund ihrer Sozialisation und ihrem Rollenverständnis viele Dinge angehen und umsetzen, teils bis an ihre persönlichen Schmerzgrenzen. Und Schmerzgrenze meine ich wortwörtlich. Wenn Sie dies nun als Stress, Dauerstress oder chronischen Stress selbst titulieren würden, wären sie nicht so leistungsfähig. Von daher könnte dies ein ganz „natürlicher“ Vorgang sein, diese Stresswahrnehmung möglichst lange auszuschalten. Nur leider ist dies nicht immer möglich bzw. sucht sich der Körper und die Seele ihren Weg. Sei es, dass gegessen, getrunken, geraucht, schnell Auto gefahren, gewalttätig geworden, Extremsport betrieben, oder oder… wird.
Zurück zum Statement der letzten Woche. „Stress ist für mich, wenn mich jemand mit einem Messer bedroht!“ Dieser Satz (wie schon berichtet) fiel vor einigen Monaten in einer Männerberatung, wo es um Stress und Gesundheitsverhalten ging. Für mich ist dieser Satz so prägnant und bringt es irgendwie auf den Punkt. In meiner Beratung geht es häufig um die Entwicklung von Übergewicht. Dabei arbeite ich biografisch und höre mir die Geschichten der Männer an. Diese werden meist relativ locker runter erzählt ohne je das Wort Stress in den Mund zu nehmen. Als ich diesen Mann nun vor mir sitzen hatte und mir anhörte, was er alles gerade neben seiner Arbeit zu regeln hatte, rutschte mir einfach der Satz „Da haben Sie ja einigen Stress um die Ohren.“ heraus. Er sistierte sofort und bestritt das dies Stress sei. Ich kann nicht diesen Fall im Detail hier beschreiben, aber er hatte nicht wenig dauerhafte familiäre Belastungen „um die Ohren“. Es ging weiter mit besagtem Messerspruch und endete mit dem Satz „Wieso Herr Doktor, ich muss doch ein guter Vater sein!“
Was ist nun besser? Das was man erlebt als Stress bezeichnen zu können und die Drehzahl etwas reduzieren zu können? Oder bestehende Probleme nicht als Stress wahrzunehmen und leistungsfähig zu bleiben? Ich glaube aufgrund des eigenen Männerbildes ist es für viele deutlich sinnvoller, eine problemorientierte Bewältigungsstrategie an den Tag zu legen und nicht all zu sehr an die eigenen Grenzen zu denken. Durch dieses unbewusste Wegschauen hat dieser Mann jedoch in den letzten beiden Jahrzehnten vieles in sich reingefressen und im zweistelligen Bereich zugenommen. Für seine Familie war er da. Nur leider nicht so ganz für sich. Das versuchen wir nun in der Sprechstunde etwas aufzuholen. Ich vermittle ihm, dass diese Sprechstunde nur für ihn ist.
Wie immer wünsche ich Ihnen eine gesundheitliche Woche.
MännerStress

Guten Morgen,
seit einigen Jahren betreibe ich eine Praxis für Klangentspannung. Ich kann feststellen, dass die überwiegende Anzahl meiner Kunden weiblich sind. Es scheinen Frauen offener zu sein, mehr zu reflektieren und bereitwilliger zu akzeptieren, dass sie „einen Gang zurück schalten“ sollten, wenn sie sich helfen wollen. Männer geben „Schwäche“ scheinbar viel seltener zu. Ich selbst habe mich lange dazu gezählt. Erst eigene Erfahrungen, die an die „Schmerzgrenze“ gingen, haben mir gezeigt, dass ich mir nur selbst helfen kann unterstützt durch andere.
Es ist vielleicht eine Erziehungssache, denn wie heißt es noch: „Indianer kennen keinen Schmerz!“, „Männer weinen nicht!“…
Ich kann euch Männer nur dazu ermutigen, sich der „Schwäche“ zu stellen – vielleicht entdeckt ihr dabei sogar ungekannte „Stärken“ bei euch ;-)
Hat dies auf Blog-bewegt! rebloggt und kommentierte:
Interessantes zum Thema Männergesundheit. Es geht konkret um ‚Stress‘ bzw. darum, was viele Männer unter Stress verstehen wollen. Nicht unbedingt etwas, das ihrer Gesundheit zuträglich ist.