Ganz zu Anfang dieses Blogs habe ich schon einmal nach dem Bedarf für eine suffiziente Männergesundheitsförderung gefragt. Viel weiter bin ich da immer noch nicht. Es ist zwar mittlerweile fast ein Jahr vergangen und ich bin mit dem Thema schon etwas herum getourt, aber mein Eindruck ist weiterhin gespalten. Viele finden das Thema spannend, besser gesagt, erst einmal nur „interessant“. Was sie dann damit anfangen sollen, fällt meist noch schwer sich vorzustellen. Andere hingegen sehen die Männergesundheit im Betrieb als nicht „passend“ an. Man bekommt da zu hören: „Was sollen wir denn hier Männerthemen besprechen. Das ist doch Privatsache. Wir kümmern uns nur um die Bearbeitung von Arbeitsunfällen, der Wiedereingliederung, den Berufserkrankungen und berufsbedingten Erkrankungen. Was soll da schon zwischen Männern und Frauen anders sein.“ Ich teile, wie sie sich ja sicher denken können, diese Meinung nicht. Wenn auf so vielen Ebenen der Unterschied zwischen Mann und Frau diskutiert wird, warum soll das dann in der Arbeitswelt nicht so sein. Ich stelle hier heute nun fünf Thesen auf, warum die Implemenitierung einer Männergesundheitsförderung häufig scheitert und wir noch einen langen Weg vor uns haben.
1. These: Der Titel Männergesundheit ist irreführend und schon durch „das Urologische“ besetzt. Wir sollten eher von „männlichem“ und „weiblichem“ Gesundheitsverhalten sprechen. Bei dieser Definition sollte auch jedem klar sein, das dies eine Genderdefinition ist. Das heißt, es gibt sowohl Frauen mit einem eher „männlichen“ Gesundheitsverhalten und auch Männer mit einem eher „weiblichen“ Vorsorgeverhalten. Natürlich könnte man das ganze auch fürsorgliches und weniger fürsorgliches Gesundheitsverhalten nennen. Mit der Geschlechtsdefinition kommt aber einfach mehr „Würze“ rein und es lässt sich besser an „den“ Mann bringen.
2. These: Wir sind alle gleich. Dies bezieht sich auf den Grundsatz, dass wir, Männer als auch Frauen die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben sollen. Von daher verbietet es sich aktuell, gesellschaftlich eine Trennung vor zu nehmen. Leider wird dabei nur verkannt, dass eine sinnvolle Trennung im Hinblick auf das Verhalten stattfinden sollte und sich nicht auf die Chancen und Möglichkeiten bezieht. Männer sollten vom Verhalten gesondert betrachtet werden und Frauen haben auch heute immer noch nicht die volle Chancengleichheit in der Berufswelt wie Männer. Und wer sich beruflich mit dieser Frage beschäftigt, sollte einfach beides können, sowohl die Ansprache von Männern als von Frauen drauf haben. Ist doch klar!
3. These: Männergesundheit steht gegen die Emanzipation der Frau. Warum sollte man nun die Männer gesundheitlich fördern wo doch das „Zeitalter der Frau“ angebrochen hat? Das ist einfach kein Platz für nichtfürsorgliche Männer. Sollen sich doch selber drum kümmern! „Die“ Frau ist weiterhin benachteiligt, auch im Hinblick auf ihre Gesundheit, wie viele immer noch denken. Diesem würde ich nicht zustimmen. Die Frauengesundheitsförderung ist ca. 20 Jahre weiter als die Männergesundheitsförderung.
4. These: Männer sind immer noch Männer. Wenn das Thema Selbstfürsorge beim männlichen Geschlecht eher als Schwäche wahrgenommen wird, warum sich dann drum kümmern? Durch die bisherige Präsentation der Gesundheitsthemen wird es der heutigen Männerwelt schwer gemacht mitzumachen. Gesundheitsthemen werden eher „weiblich“ aufgemacht und erschweren damit den Zugang für Männer. Was als „weiblich“ konnotiert ist, wird von nicht wenigen Männern unbewusst als „Sissystuff“ (Redewendung von dem MännerMann Thomas Altgeld) wahrgenommen und fliegt von dem einen Ohr gleich in das andere und verlässt relativ schnell den Kopf „des“ Mannes, ohne wirklich Gehör gefunden zu haben.
5. These: „Die Großen“ machen es schon und „den Kleinen“ ist das Thema einfach zu klein. Heißt, Großfirmen machen schon bewusst oder unbewusst Männergesundheitsförderung, weil hier einfach die männliche Belegschaft die Hauptzielgruppe darstellt. Wenn man sich dieser Zielgruppe nicht in den letzten Jahren angepasst hätte, wäre im Betrieb gar nichts passiert. Interessanterweise nennt es hier aber niemand so. Das hat wahrscheinlich mit den Thesen 1-4 zu tun. Bei Klein- und Mittelständischen Unternehmen ist das anders. Hier interessiert das Thema, es wird aber bei der geringeren Belegschaftsanzahl und den kleineren finanziellen Ressourcen als zu geringfügig eingeschätzt.
Abschließend möchte ich noch eimal statuieren, dass ich kein Revanchist oder Antifeminist bin. Ich bin für die Gleichstellung beider Geschlechter auf allen Ebenen. Ich wünsche Ihnen wie immer eine gesundheitliche Woche.
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